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Filipendula Ulmaria  Mädesüss

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Locker flockig - den Kopf in den Wolken

 

Das Mädesüss ist ein Rosengewächs. Die locker zusammengefassten, duftenden, sahnefarbenen winzigen Blüten, sind eigentlich kleine «Röschen». Mit süssen Mägden jedoch hat der Name nichts zu tun. Auch nichts mit «süssem Mad» also dem gut duftenden, frisch gemähten Heu.

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Metwurz ist der alte germanische Name – angelsächsisch Meduwyrth, skandinavisch Mjedurt, englisch mead wort, mead sweet. Es ist als eine «Wurz», mit der Honigwein (Met) gewürzt und haltbar gemacht wurde. Honigwein opferte man den Göttern und den Ahnen. Er galt als edles Getränk, im Gegensatz zum gewöhnlichen, alltäglichen Bier. Für die Kelten die ebenfalls den Met verehrten, gehörte Mädesüss – wegen der meist blutroten Stängel, Rodaron (keltisch roudos gleich Rot) genannt – zu einem heiligen Pflanzentrio, zusammen mit Mistel und Eisenkraut.

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Die Spierstaude oder Wiesenkönigin liebt Sonne und feuchten Boden. So triffst du sie an sonnigen Ufern, lustig die Bächlein gurgeln.

 

Sumpfige, schwer und immer kalt – dein Wurzelboden ist ein nasser.

Fliessend durchqueren deine Ausläufer ihn, als seien sie selber Wasser.

Die dumpfen Schwere zu entfliehen,

strebst hinauf zur Sonne, blühst cremeweiss auf,

in lauer Luft, wie eine Sommerwolke,

wie Schlagsahne leicht, oder Meeresschaum,

träumst den warmen Mitsommernachtstraum

und betörst mit deinem Duft, herbsüss wie Mandelbitter.

Wiesenkönigin bist du, umsummt vom schwirrenden Krabbelvolke,

Heilerin bist du, erquickest die Sinne, machst fröhlich das Herz,

bannst Gliederreissen, der Gelenke Schmerz und andere Plagen,

die Mensch und Bär – der kalten Nässe wegen – genötigt sind zu ertragen.

Wolf-Dieter Storl

 

Lebe dein Frausein! Alles nicht Gelebte beschwert und unterbricht unsere Verbindung mit dem Universum. Ist der Mensch nicht verbunden, blutet er aus, wird leer und traurig. Die Wurzeln tief im Seelenwasser, der Kopf flockig, leicht in der Sonne. So steht sie da, die Wiesenkönigin und duftet wunderbar – setzt dich zu ihr und sie wird dich vieles fragen:

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Stärkt dich sein Sexualleben?

Bist du bereit, nährenden, freudenvollen Sex zu haben oder verbrennst du?

Lässt du dich auszehren?

Bist du Königin in deinem Reich?

Kennst du dein Reich?

 

Sehe die Brüste, den Bauch,

die sprudelnde Quelle, herrlich duftend, Freude bereitend.

Betrachte die Pracht, die du bist,

unendlich gross, königlich, Gefäss der Göttin,

eine Freude anzusehen.

Vichy Gabriel, 2002

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Vielleicht darfst du einige der Königinnen mit nach Hause nehmen – die ganze Pflanze, Blüten samt Stängel. Lege sie in die Badewanne, lass heisses Wasser darauf fliessen und warte, bis es die richtige Temperatur hat, um hinein zu liegen. Lege dich zur Wiesenkönigin - geniesse den Duft. Das entspannt herrlich, hilft gegen Muskelkater und hellt die Stimmung auf. Falls du nicht baden möchtest, verstreu die Blüten im ganzen Haus, sie vertreiben alles Dunkle und Schwere.

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Angeblich wurden die Böden der Hallen, Festgemächern und Tanzplätzen damit bestreut- ein Brauch den man noch in England Shakespeares kannte. Sein Zeitgenosse, der Kräutermann John Gerard, sagte: «Diese duftende Streu, erfreut die Sinne und mach das Herz fröhlich».

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Die Samen oder Nüsschen der Mädesüssstaude. Diese Früchtchen, die im Herbst in Sechser- oder Achtergruppen auf der Pflanze ausreifen, sehen aus, als seine sie spiralig gedreht. Dieses Merkmal hat der Gattung den Namen Spirea (vom lateinsichen spiralis = «schneckenförmig, und Spira = «gewunden») gegeben. Spierstaude, Sumpfspierstaude und Spierblume sind Synonyme Namen des Mädesüss.

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Die Spierstaude wurde schon seit keltischen Zeiten als schweisstreibendes, fiebersenkendes, entzündungshemmendes, «blutreinigendes» und stimmungsaufhellendes Heilkraut verwendet.

Es enthält ätherisches Öl mit freier Salizylsäure, die im Körper zu Acetylsalicylsäure (=Aspirin) verstoffwechselt wird.

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Mädesüss - Ursprung des Wortes Aspirin

 

Der Markenname Aspirin ist ein zusammengesetztes Kunstwort: A (cetyl) + spir (ea) +in, in dessen Mittelsilbe sich eben die Spirea befindet. Tatsächlich können der Wiesengeissbart und auch sein Bruder der Waldgeissbart alles, was der synthetische Stoff kann.

 

Natürliches Aspirin ohne Nebenwirkungen.

 

Neben seiner schmerzstillenden Wirkung ist er auch blutverdünnend und kann Blutgerinnsel verhindern. Da die Pflanzendroge auch Gerbstoffe, Flavonoide und andere Wirkstoffe enthält, verursacht sie keine Magendarmschleimhaut-Reizung oder -Blutung als Nebenwirkung.

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Salicylsäure befindet sich auch in der Weiderinde. Die beiden haben etwas gemeinsam. Sie bewohnen beide kalte Sümpfe. Vielleicht brauchen sie das «Aspirin», um mit ihrer feuchtkalten Umwelt zurecht zu kommen.

 

Mädesüsswein: Mädesüssblüten in gutem Weisswein ergeben einen wunderbar flockig-leichten Sommerdrink. Am Vormittag eine Handvoll Mädesüssblüten holen und in eine Glasschüssel geben, mit einer Flasche trockenem Weiss- oder Rosewein übergiessen. Am Abend absieben und in Gläsern mit Eiswürfeln servieren. Du kannst auch mit Sekt oder mit Mineralwasser aufspritzen.

 

Mit Mädesüss räuchern, vertreibt negative Gedankengänge und gibt uns wieder die Sicht nach vorn. Aber auch vor negativen Energien, die von anderen auf uns übertragen werden, schützt uns diese Räucherung, weil wir durch sie diese Energien rechtzeitig erkennen. Daher wird es auch oft in Schutzräucherungen hinzugefügt. Das Mädesüss steht für weissagend, Fröhlichsein und liebend in der Räucherkunde. Eine Räucherung mit Mädesüss bringt die Wahrheit zu Tage und hilft uns, sie zu akzeptieren und nicht vor der Wahrheit die Augen zu verschliessen. Das ist ein Schritt um weiter zu kommen. Denn manchmal verschliessen wir die Augen vor der Wahrheit, weil wir Angst davor haben.

 

Literaturnachweis

Praxis-Lehrbuch Pflanzenheilkunde / Ursel Büring

Die Seele der Pflanzen / Wolf-Dieter Strol

Wildes Weiber Wissen / Katharina Waibel

celticgarden.de

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