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Petasites Officinalis  Pestwurz

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Manchmal ist das Leben ein Krampf.

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Die Pestwurz hat die grössten Blätter von allen einheimischen Pflanzen. Schon der griechische Feldarzt im Dienste der römischen Armee zur Zeit Neros, nannte den Korbblütler Petasites, abgeleitet von Petasos. Auf Deutsch, breitblättriger Regenhut. Und als Hut mussten die Blätter immer wieder herhalten, den Kindern beim Spielen oder den Wanderern beim plötzlichen Regenguss.

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In Westfalen bezeichnete man das Pestwurzblatt auch als Tabaksblaer (Tabakblätter). Man nutzte die Blätter zum Strecken des Tabaks. So ähnlich wurde auch früher der nahe Verwandte Huflattich verwendet. Als Rauch inhaliert wirken beide entspannend und schleimlösend auf die Lunge. Das wussten auch die Hippies, die damit ihr Marihuana streckten.

 

Petasites hat sich als hilfreiches Naturmittel die letzten Jahre hindurch gut bewährt. Es ist erstaunlich, was damit alles erreicht werden konnte. Da es sich um ein starkes Mittel handelt, kann es sein, dass du es nicht in der Urtinktur einnehmen kannst. Du kannst es Potenzieren. Wenn du bei Geschwulstbildung, auch bei krebsartigen Leiden, eine zu starke Reaktion des Mittels beobachtest, solltes du unbedingt höher potenzieren - also das Mittel abgeschwächt einnehmen. Gerade wenn es stark reagiert, zeigt das, das du richtig gewählt hast. Die starke Reaktion ist in der Hinsicht also ein günstiges Zeichen.

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Pestwurz packt fest zu.

Besonders bei Geschwulsten, bei Wucherungen

und bei allen krankhaften Veränderungen der Zellen.

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Beginne mit einem Tropfen Tinktur in einem 2 dl Wasserglas während 8 Tagen. Danach kannst du es auf 1 dl reduzieren und nach weiteren 8 Tagen wird ein ½ dl bereits genügen.

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Vor allem bei Erkrankungen der Atemorgane, so zum Beispiel die Lunge, ist es notwendig, Petasites in ganz kleinen Mengen einzunehmen.

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Die Pestwurz war immer schon eine Heilpflanze. Geriet jedoch in der modernen Welt in Vergessenheit. Als man im Zuge der Heilkräuter-Renaissance in den 1980er- Jahren, ihre krampf- und schmerzlindernde Wirkung wiederzuentdecken, da schwang man eine mächtige und gemeine Keule gegen sie. «Pyrrolizidinalkaloide» hiess das Schlagwort. Diese Alkaloide seien von der übelsten Sorte: Giftig für die Leber (hepatotoxisch), Erbgut verändernd (mutagen), Krebs auslösend (karzinogen) und Fehlbildungen erzeugend (teratogen: griechisch teratos = Schreckgebilde, Ungeheuer). Etliche altbewährte Heilkräuter standen auf der Abschussliste: Die Pestwurz, und der ähnlich wirkende Huflattich, der Borretsch, der Wasserdost und andere Pflanzen. Da hält man sich doch lieber an die sauberen pharmazeutischen Produkte! Die haben doch bestimmt keine Nebenwirkungen – oder?

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Die Pestwurz wirkt krampflösend und krampfstillend, schmerzlindernd, setzt den Tonus der glatten Muskulatur herab (spasmolytisch), ist vegetativ ausgleichend und beruhigend. Wegen dieser Eigenschaften helfen Zubereitungen der Pestwurz gegen Krampfhusten, Nackenschmerzen, Kopfschmerzen, Migräne, Herzbeschwerden durch Koronarspasmen, nervös bedingte Gallenbeschwerden, Funktionsstörungen im Magenbereich, Darmkrämpfen, Reizblase, Harnsteine und krampfartige Menstruationsbeschwerden. Besonders bei der Prophylaxetherapie der Migräne konnten erstaunliche Ergebnisse mit Pestwurz-Wurzelextraken erzielt werden. Ebenfalls gute Ergebnisse lassen sich mit Pestwurz bei der Heuschnupfen-Behandlung erzielen. Er wirkt stoffwechselfördernd, schwach schmerzlindernd, entzündungshemmend und ödemhemmend. Die Wirkstoffe des schützenden Hutes verlangsamt das entzündliche Geschehen. Er verbessert die Funktions- und Beweglichkeitsfähigkeit, beschleunigt die Ausschwemmung von Schwermetallen, er ist verdauungsfördernd und somit auch appetitanregend. Nicht umsonst war die Pestwurz als neun Kräfte Heilpflanze bekannt.

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Inzwischen wissen wir, dass die Panik weit übertrieben war. Bei den Laborversuchen mit armen, gequälten Ratten, wurde gemogelt, um das gewünschte pharmafreundliche Resultat zu erzielen. Diese Alkaloide können gefährlich sein, aber eine therapeutische Dosierung liegt weit unter der Gefahrengrenze, Mit denselben Kriterien könnte man auch Brot verbieten, denn es enthält ebenfalls in minimalen Dosierungen allerlei schädliche Stoffe. Doch in den Köpfen, im Gedächtnis und in vielen Büchern und im Internet sind sie verankert. Schon fast krampfartig haften sie an uns. Vielleicht kann dich der Naturgeist vom Gegenteil überzeugen, damit du etwas lockerer wirst im Umgang mit deiner nahen und vertrauten Natur.

 

Unter grünem Blätterdach

bei Kröten, Schnecken, Schnaken,

ganz nah da am gurgelnden Bach,

da sang ein Wichtelmännlein fein.

Mit zarter Stimme im Mondenschein:

«Neun Adern hat dein Blatt,

und deine Wurzel der Kräfte neun,

und wer dich kennt, der kann sich freu’n!

Aber die Menschen kenn dich nicht,

sehen dich nicht, verstehen dich nicht,

und sagte man’s ihnen glatt ins Gesicht.

Menschenkinder sind viel zu dumm,

immer spukt’s in ihrem Kopf herum.

Sie sollten doch vermeiden, das Hassen und das Neiden:

Wurmgestalt nehmen böse Tugend an,

aus dem Dunkeln schleichen sie sich dann heran:

Die roten Würmer, die pechschwarzen und knochenweissen,

sie quälen die Menschen mit bösem Beissen,

Fieberglut, Schmerz, und Gliederreissen,

zehren am Fleisch und saugen des Lebens Saft.

Ach, wüssten die Menschen von deiner Kraft.

Du Blatt mit neun Adern und Wurzel so stark!

Der fressenden, der saugenden Brut,

der zehrenden, der auslaugenden

stellst du bis ins Knochenmark nach, bis ins Blut.

Nicht mehr können sie schinden, sie müssen schwinden.

Wenn du erblühst, Neunkraft, vergehen Eis und Schnee;

Vergeht des Winters Weh,

du Pflanze so klug,

Kraut mit breitkrempigem Hut,

wie ihn einst der weise Hermes trug.»

So sang und tanzt’ es auf dünnem Bein

Und dann war’s fort, das Wichtelmännlein.

Wolf-Dieter Storl

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Wenn du Pestwurz räucherst erzielst du Entspannung, Entkrampfung und es lösen sich geistige Verkrampfung. Er wirkt schützend, beruhigend, kann sehr wärmend und schweißtreibend wirken. Er löst auch „schleimige“, klebrige Bedingungen und treibt sie aus dem System heraus.

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Literaturangaben

Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde / Ursel Bühring

Die Seele der Pflanzen / Wolf-Dieter Storl

Der kleine Doktor / A. Vogel

rauchtum.de

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