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Daucus Carota  Wilde Möhre

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Loszulassen ohne zu wissen, was nun kommt.

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Die Wilde Kraft „daucus“ aus dem griechischen „daio“ heisst übersetzt: ich erwärme.

Das Frühlingsfeuer ist entzündet. Zu Lichtmess regen sich die Samen unter der Erde.

Die Wurzeln bekommen erste Lichtimpulse.

Welche Samen willst du wecken?

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Wilde Möhren haben in ihrer weissen Blütendolde immer einen dunklen Kern. Sie erinnern dich daran, dass alles zwei Seiten hat, dass immer der Kern des Einen schon im Anderen enthalten ist. Die wilde Möhre befreit dich vom Schwarz-weiss-Denken. Vertrauen, hat mit dieser Pflanze zu tun. Loszulassen ohne zu wissen, was nun kommt. Die wilde Möhre gibt dir die Kraft, Grenzen zu überschreiten und lustvoll deine ganz eigene Wildheit zu leben.

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Wenn du Wilde Möhre sammeln gehst dann gibt Acht: Der ähnliche, aber der giftige Schierling hat keine purpurne Perle. Im Volksmund wird die Lichtpflanze auch Vogelnest, Mohrrübe, Geldkraut oder Frauenwurzel genannt. Du begegnest ihr an Wegrändern und auf Magerwiesen.

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Spätsommer im Mittelwesten, träumende Wälder, warme schlammige Flüsse,

verödete Felder in weisser Blüte.

Königin Anne, volle Güte, lädt zum Mahl,

an Tischen gedeckt mit edlen Spitzen,

schwirrende, summende, beflügelte Gäste in unendlicher Zahl,

trinken und tanzen und bleiben kaum sitzen.

 

Die zarten Blüten der jungen Dolde leuchten auf, wie das Rosa des Morgenhimmels vor Sonnenaufgang. Nicht lange, dann wird der schöne, halbkugelige, aus vielen zierlichen „Döldchen“ zusammengesetzte Blütenschirm, weiss wie Schnee und lockt mit süssem Nektar und Düften Bienen, und andere Insekten an.

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Die Wilde Möhre ist eine „durchlichtete“ Pflanze. Sie nimmt die kosmischen Lichtenergien dermassen in sich auf, dass die Blattsubstanz praktisch dahinschmilzt und feine filigran gefiederte Wedel hinterlässt. Die Lichtenergien, die sich vor allem in duftenden ätherischen Ölen, Farben und Zuckerbildung materialisieren, durchdringen die gesamte Pflanze und strahlen, besonders bei der gezüchteten Gartenmöhre, bis in die aromatischen rötlich gelben Pfahlwurzeln hinab. Die steifen kieselhaltigen Haare, die die Stängel besetzten, verraten einen besonderen Bezug zum Licht. Diese Lichtkräfte sind es auch, die für die spezifischen Heilkräfte des Doldenblütlers verantwortlich sind.

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Möhren – egal ob wild oder kultiviert – sind ein gut bekömmliches Wurmmittel. Eingeweidewürmer befallen Mensch und Tier, wenn ihre Lebenskraft, ihr Leib geschwächt ist. Würmer, Geschöpfe des dunkeln, feuchten Milieus, meiden das Licht. Rohe, geraspelte Möhren oder der Saft der Wilden Möhre sind ihnen zu „hell“, zu „sonnig“ – und so verlassen die Parasiten notgedrungen den Darm. Nebst den Darmparasiten meiden ebenfalls Bakterien und Pilze das ätherische Öl und die Kieselsäure der Möhre.

Goethe beschrieb einmal das Auge als „sonnenhaft“, als „vom Licht für das Licht gebildet“. Da ist es nicht verwunderlich dass die Möhre als Lichtpflanze auch unserer Sehfähigkeit zu Gute kommt. Vor allem natürlich die gezüchtete Rote Karotte, aber auch das als Gemüse genossene Grün der jungen Wildmöhre enthält Karotin – eine Vorstufe des Vitamin A, zusammen mit Kieselsäure, die Netzhaut schützt und stärkt.

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Die Lichtkräfte der Möhre strahlen im menschlichen Mikrokosmos bis in die unteren Chakren hinein, bis in den Darm, sowie in die Harn- und Geschlechtsorgane. Die Volksmedizin verschreibt den Tee aus blühendem Möhrenkraut bei Wassersucht, Nieren- und Harnwegserkrankungen. Kraut samt Wurzel wurde als antiseptisches, harntreibendes Mittel bei Wassersucht, Blasen- und Prostataentzündung und vorbeugend als Tee morgens und abends gegen Steinleiden getrunken. Als Arznei wirkt das Lichtkraut stoffwechselanregend, harntreibend, entzündungshemmend und fördert den Milchfluss.

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Die Samen sind wind- und harntreibend und regen die Menstruationsblutung an. Einige Samen gekaut oder als Tee getrunken, beruhigen die Verdauung und lindern Koliken und Blähungen. Auch regen die Samen die Milchbildung bei stillenden Müttern an. In Wein gekocht – schreibt Clupeper, der die Pflanze unter die Herrschaft des Merkur stellt –wirken die Samen empfängnisverhütend, beziehungsweise sorgen dafür, dass die verspätete Menstruation einsetzt. Daher sollten Schwangere die Samen meiden. Bei Männern wirken die Samen als Lenzmittel oder wie Matthiolus (16. Jahrhundert) schreibt: „Die Samen bewegen unkeusche Gelüste“. Die alten Griechen steigerten ihren Trieb, indem sie die aromatischen Wurzeln kauten.

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Die spindeldürren, stark aromatischen Wurzeln der Wilden Möhre werden ebenfalls als –potent- und fruchtbarmachendes Liebeselixier verwendet. Damit wir uns – selber Lichtwesen aus der geistigen Welt – in einem materiellen Körper inkarnieren können.

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Wo so viel Licht ist, da muss auch Schatten sein. Wie ein schwarzes Schaf mitten in einer weissen Herde, finden wir genau im Zentrum der Blütendolde der Wilden Möhre eine einzige schwarz-purpurne Blüte. Es gibt viele Theorien und Geschichten, weshalb die meisten Wilde Möhre Blütendolden eine sogenannte Mohrenblüte zum Vorschein bringen. Die einen sehen den evolutionären Ursprung dahinter. Andere verknüpfen die dunkle Blüte mit dem Glauben. Die Nordamerikaner nennen die blühenden Dolden, die aussehen wie sorgfältig gehäkelte Spitzen „Queen Anne’s Lace“ (Spitzen der Königin Anne). Die Mohrenblüte soll entstanden sein, als sich die gute Königin beim Spitzennähen in den Finger stach und ein Blutstropfen in die Mitte der Strickerei fiel. Steckt hinter dieser Königin Anne die uralte indoeuropäische und semitische Urgöttin, die Grossmutter und Ahnin, die Ernährerin aller Wasen die Dea Anna der Kelten, die Anna Perenna der Römer, die Ana-Purna der Hindus, die Nana der Phrygier?

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Schliesslich ist die Möhre eines der ältesten angebauten Gemüse. Samen wurden schon in den jungsteinzeitlichen schweizerischen Pfahlbauten gefunden. Die Bezeichnung „Möhre“ ist ein indogermanisches Urwort mit der Bedeutung „essbare Wurzel“. Ein schöner Gedanke – finde ich.

 

 

 

Literaturangaben

Wildes Weiber Wissen von Katharina Waibel

Die Seele der Pflanzen von Wolf-Dieter Storl

HexenWERK / Ulla Janascheck, Elise Richer

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