Alkaloide
Die heilvollen Schwerverbrecher
Diese Stoffe haben eine
sehr schmale therapeutische Breite in ihrer Dosierung.
Schon von jeher wurden rauscherzeugende Pflanzensäfte gewonnen, zum Beispiel aus Schlafmohn, der „Traurigkeit und Zorn aus dem Herzen vertreibt (Homer). Überliefert ist aber auch der prophetische Rausch aufgrund von Bilsenkraut oder durch Dämpfe verglühender Stechapfelsamen, die hypnotisch auf Andächtige in den Tempeln wirkten. Nicht nur dies verdanken wir alkaloidhaltigen Pflanzen. Auch die berüchtigten „Hexensalben“ - Relikte von Kulthandlungen einstiger Priesterinnen, wurden im Wesentlichen aus Alaloiddrogen hergestellt: Tollkirsche, Bilsenkraut, Stechapfel und viele mehr.
Krankheiten wurden früher als von Göttern verhängte Strafen empfunden. Pflanzenkundige Priesterinnen und Schamanen, als Vermittler zur Götterwelt zurate gezogen, nutzt mithilfe von Ritualen die heiligen, halluzinogenen Pflanzen, um daraus Wege zur Heilung zu erfahren. Halluzinogene Alkaloiddrogen spielten und spielen eine wichtige Rolle bei religiösen Zeremonien und schamanistischen Handlungen, um in andere Bewusstseinszustände zu gelangen und die gewohnten Grenzen der Wahrnehmung zu überschreiten. Pflanzen mit Alkaloiden bringen Heilung und Erkenntnis, Lust Rausch und mystische Einsicht.
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Hexenmedizin und Schamanismus, tiefste Verehrung und Inquisition sind mit dem Begriff „Alkaliode“ verbunden. Das Zauberwort im wissenden Umgang mit diesen Pflanzen heisst „Dosierung“.
„In allen Dingen ist ein Gift“ postulierte Paracelsus im 16. Jahrhundert Der Unterschied zwischen Gift und Heilmittel, Genussmittel und Rauschgift liegt darin verborgen. Ein altes Sprichwort bestätigt das: „Der Zauberer ist derjenige, der am besten die Geheimisse der Pflanzenzwelt kennt.“
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Morphin war das erste Alkaloid, das der Apotheker Fr. W. Sertüner isolierte. Er nannte die entdeckte Substanz Morphium, nach Morpheus, dem griechischen Gott des Schlafes. Heute ist es üblich, Alkaloiddrogen nach der Pflanze zu benennen, aus der sie gewonnen werden. Zum Beispiel „Papaverin“ von „papaver“ dem Mohn (Papaveracea), oder nach ihrer Wirkung bei „Narcotin, was „narkoseerzeugend“ bedeutet.
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Alkaloide sind im Pflanzenreich weit verbreitet. Sie dienen den jeweiligen Besitzern Schutz vor Fressfeinden. Bis heute sind über 12‘000 dieser Alkaloide bekannt. Sie sind aber auch in Tieren zu finden. Zum Beispiel beim Stinktier, bei Kröten, tropischen Fröschen, beim Feuersalamander oder Tausendfüssler.
Alkaloide wirken primär auf das zentrale Nervensystem. Sie entfalten daneben ausgeprägte, vielschichtige Wirkungen auf Wahrnehmung und Bewusstsein und können hypnotische oder prophetische Wirkungen entfalten. Die Anziehungskraft dieser Pflanzen ist faszinierend. Der ungekonnte Umgang also Missbrauch kann lebensgefährlich sein.
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Hier ein paar Alkaloidpflanzen: Alraune, Bilsenkraut, Bittersüsser Nachschatten, , Kartoffel, Paprika Pfeffer, Stechapfel, Tabak, Tollikirsche, Tomate, Erdrauch, Schlafmohn Schöllkraut, Eisenhut, Feld-Rittersporn, Nieswurz, Besenginster, Bohne Geisraute, Berberitze, Sauerdorn, Brechwurz, Chinarindenbaum, Coca, Kakaonuss, Diptam, Eibe, Guarana, Herbstzeitlose, Immergrün, Kaffee, Mahonie, Mate, Meerträubchen, Schlangenwurz , Schierling, Teestrauch, Weinraute, Beinwell, Borretsch, Greiskraut, Huflattich, Pestwurz, Fliegenpilz, Mutterkorn
Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunden / Ursel Bühring