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Das Jahresrad

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Samhein

am elften Neumond nach der Wintersonnenwende

Halloween . Allerheiligen . Samhein . Hexenneujahr . St. Katharina

 

Öffne dich, begegne deiner Angst.

Du bist wo weit.

 

Die Schatten integrieren, mit den toten tanzen und der Angst begegnen. Allerheiligen ist das Neumondfest, auch Dunkelmond genannt. Jetzt ist die Zeit der Geister. Die Portale stehen offen und auch die Haustüren sollen offen sein für all die Gäste. Die gebetenen und die ungebetenen.

 

Es heisst im November geht der Teufel um. Es ist eine hochexplosive Zeit. Lange unter Verschluss gehaltene Konflikte explodieren jetzt. Diese Zeit ist eine harte Zerreissprobe für all die Menschen, die immer noch im Aussen Orientierung suchen.

 

Als ich verstanden habe, dass Menschen mich nur so behandeln können, wie sie sich im Innern fühlen, habe ich aufgehört Dinge persönlich zu nehmen.

 

Statt der äusseren Arbeit, musst du dich nun der inneren Arbeit zuwenden. Das geht erst, wenn all die viele Herbstarbeit abgeschossen ist.

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In dieser Zeit wurden früher die Mägde und Knechte, für die es im Winter zu wenig Arbeit gab, entlassen und ausbezahlt. Tiere, für die das Futter im Winter nicht ausreichte, wurden geschlachtet. Es hatten mehr Menschen Geld und Zeit und es war viel Nahrung da, die schnell gegessen werden musste. Deshalb fielen  in diese Jahreszeit viele Familientreffen, und Erbschaftsverhandlungen statt. All die Messen und Märkte, die nun um Herbst stattfinden. Auch sie sind ein Überbleibsel, von der Zeit, in der es nicht über das ganze Jahr, fast alles im Supermarkt zu kaufen gab.

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Der „Katharinentag“ war noch vor 100 Jahren ein schulfreier Tag, an dem Alplöhne ausbezahlt wurden und Jahrmärkte stattfanden. Und es wurde das letzte Mal getanzt. „St.Katherin stellt’s tanzen ein“ - so der österreichische Volksmund. Nichts dreht mehr - das Jahresrad wird angehalten bis es zu Lichtmess beim Blasius Segen wieder angeschoben wird. Die Heilige Katharina, deren Fest am 25. November gefeiert wird, wurde der Legende nach gerädert und wird mit einem Rad und mit Schwert dargestellt – ist sie die Göttin des Lebensrades?

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Wir feiern den Beginn der Jahresnacht. Alles kehrt sich jetzt nach innen. „Die Samen gehen heim“ – Samhein. Ein grosser Schwellentag, der Übergang von Licht in die Dunkelheit. Die Schleier zur Anderswelt sind dünner und die Kommunikation mit dem Jenseits wird möglich. Angst und Unsicherheit liegen in der Luft. Dazu gehören auch Achtung und Scheu im Umgang mit den grossen Themen Tod und Ahnen. Es ist die Zeit, in der du ganz werden kannst, indem du sterben lernst. Allerheiligen lehrt dich, den Tod als Quelle der Kraft zu begreifen. Das Sterben aus dem Leben auszuklammern macht dich hart und kalt. Das Ausschliessen des Todes und des Alter aus der Gesellschaft lässt uns emotional verarmen. Mit dem Trauern zieht die Herzlichkeit wieder bei uns ein. Während du eine Nachtwanderung machst, begegnest du deinen Schatten und Ängsten. Jetzt ist die Zeit, das Sterben zu lernen, um wirklich leben zu können. Mache dir bewusst, dass immer Pflanzen und Tiere sterben müssen, damit du überlebst. Beschäftige dich mit dem Bild eines gütigen Todes.

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Wir Menschen spüren instinktiv die Verknüpfung von Tod und Sexualität – der Orgasmus wird im Französischen als „kleiner Tod“ bezeichnet: „la petit mort“. Sexualität und Tod sind verbunden mit Transformation und Auflösung. Sich verlieren im Anderen, gehört genauso dazu wie die heilige Zeugung. Neues Leben entsteht in der Auflösung im Anderen.

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Eine Zeit grosser Achtsamkeit bricht an, sorgfältig will alles geklärt werden und viele Geschichten müssen erzählt werden. Warum finden wir eigentlich alte Häuser, Burgen, Ausgrabungen, verwunschene Gärten, rostige Türen, verwitterte Schindeln und Läden so interessant? Weil alle diese Dinge uns Geschichten erzählen - weil sie Geheimnisse bergen. Ein maroder Charme berührt deine Seele. Etwas ist da, das dich ganz eigenartig still werden lässt. Alte Gesichter, in die sich ein ganzes Leben eigekerbt hat, verwitterte Mienen mit einem schiefen Lächeln und mit nur noch einem Zahn, berühren uns. Im Antlitz ganz alter Menschen, sieht man plötzlich wieder das Kind und alles, was das Leben gebracht hat: Grosse Freude, Trauer, Lachen und Weinen, Tod und Geburt, Schwangerschaften und Hoffnungen, Verlieben, Abschied nehmen und Ankommen. Gesichter die die Geschichte eines bewegten Lebens erzählen.

 

D‘ Haborgos

Eine Geschichte aus dem Alpenraum zur Zeitqualität des Winters. Der dunkelsten Zeit,

zwischen November und Dezember.

 

In der Zeit, in der es schon dunkel ist, wenn die Menschen von ihrer Arbeit nach Hause gehen, treffen Manche von uns eine schrecklich hässliche, dreckige, stinkende alte Frau.  Oder ist sie verführerisch schön, lockend, begehrenswert und von praller Sinnlichkeit? Plötzlich ist sie nicht mehr sichtbar - im Nebel verschwunden. Dann ist sie wieder da, vor Kälte zitternd und mit triefenden Augen, runzlig wie ein Winterapfel und stellt sich uns in den Weg - will uns etwas geben. Mit ihrer kalten, dürren Hand greift sie nach uns und legt uns etwas in die Hand.

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Nur die Allerwenigsten bleiben stehen und lassen sich etwas geben. Die meisten lassen das Geschenk sofort wieder fallen und rennen erschreckt nach Hause, wo sie zitternd das Ende des Winters abwarten.

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Doch einige lassen die Hand geschlossen und nehmen das Gegebene mit nach Hause, schauen in ihre Hand und sehen den Klumpen Dreck. Doch im Schein der warmen Stube, wird er zu Gold.

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Der eigene Dreck mit „herein“ genommen, verwandelt sich in pures Gold. Es wird zum Weihnachtgeschenk.

 

Ein wunderbares Bitterwurz-Likörrezept für die Zeit zwischen den Jahren, damit du all das Bittere, das du erlebt, gesehen, gespürt, verloren zu verdauen hast, leichter verarbeiten kannst.

 

Sheela na Gig ist die irisch-keltische Göttin des Schutzes, der Geburt, des Todes, der Fruchtbarkeit, der Lebensfreude und der weiblichen Kraft. Dargestellt wird sie meist als nackte, eher magere alte Frau. Mit weit geöffneten Augen, lächelt sie den Betrachter an, während sie ihre Beine spreizt und ihre offene Vulva zeigt. In Form von Steinritzungen, Holzschnitten oder Reliefs finden sich die Abbildungen in Irland, Schottland, England und dem europäischen Festland. Wie tief verwurzelt der Glaube an die Kraft der Göttin war, zeigt sich daran, dass Sheela na Gig Darstellungen sogar an Klostertüren und Kirchenaussenwänden gefunden wurden. Als Schutz vor dem Bösen und dem Tod.

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Mit der ZurSchauStellung der Vulva hält die Göttin den dunklen Mächten des Todes, das Leben entgegen. Die stärkste Symbolik, die mit der Vulva verknüpft ist, findet sich in den meisten ursprünglichen Kulturen - die Geburt durch den Schoss und die Wiederaufnahme nach dem Vergehen in den Schoss der Natur. Es ist ein mächtiges Symbol, das Leben und Tod gleichermassen in sich trägt.

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Im Laufe der Christianisierung wurde die Bedeutung Sheela na Gig jedoch pervertiert und die Kirche sah in ihr den Inbegriff der fleischlichen Sünde. Damit einher ging die Zerstörung vieler Darstellungen und Abbildungen der Göttin.

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Ihr Geist lebt jedoch in uns Frauen weiter und wir können von ihrer Urkraft zehren und von ihrem Vorbild lernen, unseren Schoss als magischen Ort zu sehen. Weg von den negativen Gefühlen und Vorstellungen, mit denen das weibliche Geschlechtsorgan belegt ist. Sei es Angst, Scham, das Bedürfnis etwas verbergen zu müssen oder auch Pornografie. Hin zur selbstverständlichen Annahme des eigenen Körpers. Hin zu Freude und Lust.

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Indem sich die Göttin in ihrer Geste weit öffnet, bietet sie den Frauen Zugang zu ihrem Schoss, in dem sie das Wissen um die Geheimnisse und den Ursprung des Lebens trägt. Jede Frau trägt dies in sich und so ist die Einladung Sheela na Gigs eine Aufforderung an uns Frauen, ihr Inneres, ihr Intimes zu erkunden.

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Doch wie bereits erwähnt, vereinen sich Leben und Tod in der Haltung der Göttin. Ihre entgegengestreckte Vulva kann auch bedrohlich, verschlingend wirken. Besonders für Männer ist dies mit zwiespältigen Gefühlen verbunden. Letztendlich liegt es im Auge des Betrachters oder der Betrachterin, wie dieses Rätsel gelöst wird.

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Sheela na Gig hilft dir, deinem intuitiven Wissen zu vertrauen

und die richtigen Entscheidungen zu treffen.

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Sie fordert dich auf, endlich eins mit dir selbst zu sein

und alle deine Kräfte zu entfalten.

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Sie hat nicht nur eine weit offene Vulva. Auf vielen Darstellungen sind auch ihre grossen offenen Augen magisch anziehend. Ihr bleibt nichts verborgen. Ein Blick in ihre Augen lässt uns erkennen, wer wir wirklich sind.

 

Welche Verhaltensweisen, Zwänge und Konventionen behindern dein Wachstum?

Was brauchst du wirklich?

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Am Ende der Wechseljahre wartet Sheela na Gig auf dich. Sie fordert dich auf, dich in den Kreislauf des Lebens einzureihen und alles sterben zu lassen, was nicht mehr förderlich ist. Als Lohn verspricht sie dir Energie, Kraft, Wildheit und Selbstachtung. Lebenslust, unverschämte Lust, Ekstase und pure Dynamik. Bist du bereit, den Weg, in die eigenen Tiefen zu gehen? Mit dem Verlust deiner Fruchtbarkeit bekommst du die Freiheit, eine ganz neue, dirselbst entsprechende Sexualität zu entwickeln. Jetzt ist nicht mehr Zeit um zu zeugen, nicht mehr die Zeit zu sähen oder zu pflegen.

Literaturnachweis

Wildes Weiber Wissen / Katharina Waibel

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Jul

zwischen 21. und 22. Dezember. Wintersonnenwende

Der kürzeste Tag des Jahres - Wintersonnwende. Auch Alban Arthuan (Licht Arthurs), Jul-Fest, Mutternacht, Weihnacht oder Heilige Nacht genannt.

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Du siehst jetzt wie es wirklich ist.

Kein Schönreden funktioniert mehr.

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Das Ausatmen, die nach innen gerichtete Energie, die Nacht, schlafen und träumen gehören zur Zeitqualität des Winters. Die Geburt, die frühe Kindheit, das Alter und der Tod sind dieser Zeit zugeordnet.

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Dies sind Zeiten grosser Übergänge und Achtsamkeit, viel Schutz und Ordnung sind jetzt notwendig. Jetzt ist die Zeit, endlich zur Ruhe zu kommen und sterben zu lernen, damit im Frühling wieder aufblühen kannst. Die Ruhe und die Stille, das Brachliegen, sind typisch für den Winter. Auf den abgeernteten Feldern werden die Steine sichtbar, du siehst jetzt wie es wirklich ist – kein Schönreden funktioniert mehr.

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Der Scharfsinn ist dieser Zeit zugeordnet. Denke an einen klirrenden Wintertag, mit schneidend kaltem Wind. Klare, messerscharfe Gedanken sind jetzt notwendig, keine Verneblungen können mehr zugelassen werden.

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Die Geschichte vom Weihnachtsbaum: 

Einige Wochen vor der Wintersonnenwende, dem Julfest, gingen die drei Nornen durch den Winterwald und berieten sich über die Bewohner, welche von ihnen wohl gerade für wen zuständig war. Urd für das Vergangene, Verdandi für die Gegenwart das Werdende und Skuld für das was noch zu lernen ist also die Zukunft. Zusammen flochten sie das wohlwollende Schicksal der Menschen.  Das hörten zwei Geschwister und beschlossen, den Nornen für ihre weise Begleitung zu danken. Sie legten viele Geschenke für sie und ihre  Helfer, die Feen und Waldgeister, unter den schönsten Tannenbaum des Waldes. Wie eine Flamme, die hoch in den Himmel hineinreichte, war dieser gewachsen und überragte alle anderen Bäume um viele Spitzenlängen. Andere Dorfbewohner kamen vorbei und freuten sich über den Anblick der bunten Päckchen. Sie nahmen sich etwas und legten dafür ein  Anderes hin. Niemals nahm einer nur etwas, ohne auch etwas zu geben. Sie schmückten den Baum und beschlossen die Erde zu erfreuen und die Sonne zur Wiederkehr zu bewegen, in dem sie Kerzen im Tannenbaum anzündeten und alle gemeinsam darum herum zu tanzten. Und weil es so viel Spass machte, ist es bis heute so ähnlich geblieben. 

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Ruhe und Stille. Heilung.

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Wir feiern am 21. oder 22. Dezember, also mitten im Winter die Wiedergeburt des Lichts. In dieser längsten und tiefsten Nacht, in ihrer stillsten Stunde, gebiert Mutter Erde das neue Licht. In der Zeit der grossen Umkehr erfüllt, sich das Versprechen der Wiedergeburt.

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Immergrüne Pflanzen wie Tanne, Stechlaub und Mistel sind Symbole der Unsterblichkeit. Unsere Vorfahren schmückten in dieser Zeit ihre Behausungen mit immergrünen Pflanzen, um der Hoffnung auf die Wiederauferstehung im Frühling Ausdruck zu verleihen.

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All unseren Projekten und Neuanfängen gehen Geburtswehen voraus. Die Natur zeigt dir, dass immer dann, wenn es am dunkelsten ist und sobald du nicht mehr Schmerz ertragen kannst, das Wunder des Neuanfangs geschieht. Bei jeder Geburt erleben wir, wie aus Lust und Liebe, aus Schweiss, Blut, Schmerz und Tränen ein neuer Mensch entsteht. Dieses grosse Geheimnis ist ganz eng mit der Zeitqualität des Winters verbunden. Heilung und Neuanfänge geschehen in dieser heiligen Zeit.

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Am Beginn deines Lebens klammerst du dich buchstäblich an deine Mutter, deinen  Vater oder an den Menschen, der am Beginn unseres Lebens für dich das ist. Sich an einen Menschen zu binden, ist überlebensnotwendig für ein Menschenkind. Es ist zu verstehen wie eine Nabelschnur. Genährt und sicher entdeckst du die Welt, bist kreativ und interessierst dich für Neues. Es ist ein "mehr zu wollen als nur satt zu sein". Dieses Staunen und Begeistert-Sein macht verletzlich. Originalität macht angreifbar. Wen du dich offenbarst, bietest du Angriffsfläche und wirst oftmals zum Ziel von Spott oder Blossstellung: Geschieht dies oft genug, wirst du hart und stupf und versinkst in Langeweile, da dich das Leben gelernt hat, wenn du dich Selbst bist, es dir schlecht ergeht. Genau an dieser Stelle befinden sich die ersten und oftmals tiefsten Verletzungen.

 

Hast du Angst, dass du nicht mehr geliebt wirst, sobald du deinen eigenen Weg gehst? 

Angst, verletzt zu werden, sobald du „Du“ selber werden möchtest?

Angst, ausgelacht und beschämt zu werden, beim Versuch dich selbst auszuprobieren?

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Orientierungslosigkeit gehört zu den unerträglichsten Erfahrungen. Sich verirrt zu haben, macht Angst und orientierungslos zu sein, ist dasselbe Gefühl wie sich verirren. Für ein Kind ist seine unmittelbare Bezugsperson wie ein Leuchtturm in der Brandung des Lebens. Das Wichtigste am Anfang des Lebens ist diese sichere Bindung. Wenn wir das so nicht erleben und spüren durften, müssen wir immer wieder davonrennen, sobald das Leben mehr Reife von uns verlangt. Ein natürliche Respektperson und die sichere Gewissheit, gehalten und geborgen zu sein, ist die Grundvoraussetzung, um menschliche Würde zu entwickeln - Respekt und Anstand, ein gesundes Selbstwertgefühl, das so selbstverständlich ist, dass nicht andere dafür abgewertet werden müssen, dass den Menschen befähigt, seinen Platz in der Welt einzunehmen und verantwortungsvoll zu handeln.

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Das Bedürfnis berührt und gehalten zu werden, ist Ausdruck dieses Verlangens nach Bindung. Wir Erwachsenen kennen Sex als Befriedigung dieses Verlangens. Sex ist ein mächtiges Bindungsmittel, dass das Gefühl von Einheit und Verschmelzung hervorrufen kann und soll. Bei Kuscheln, Lieben und beim Stillen wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet, dass die Bindung zwischen zwei Menschen verstärkt. Je mehr geküsst, berührt, gestreichelt und je mehr Hautkontakt hergestellt wird, desto näher und vertrauter fühlen sich Paare und mächtige Emotionen werden freigesetzt. Genau diese Gefühle können verletzt werden. Zwischenmenschlicher Sekundenkleber ist kein Kinderspielzeug- sich binden macht sehr verletzlich. Sich gegen diese Verletzlichkeit zu wehren, macht hart und schon sind wir in einem Teufelskreis gefangen.

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Verbindlichkeit, Schutz, Respekt und Würde sind Begriffe, die mit Reife zu tun haben und die dir in jeder Beziehung neu begegnen werden. Jede Bindung an einen Menschen, jedes Verliebt sein konfrontiert dich früher oder später mit deiner eigenen Unreife, mit deinen ganz persönlichen Konflikten und ungestillten Bindungssehnsüchten und -ängsten. Und jede emotionale Verhärtung bringt deine Entwicklung zum Stillstand.

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In jeder Winterzeit, das heisst in jeder Krankheitszeit, musst du deine ganz persönlichen Irrtümern und Versagen betrauern. Die Enttäuschung zuzulassen macht wieder beweglich. Diese schlimmste kindliche Angst, die Angst verlassen zu werden, berührt dich immer dann, wenn du festhalten willst. Du sollst nun die Fähigkeit entwickeln, mit unerfüllten Wünschen zu leben, um wieder weinen zu können. Finde die Tränen, die hinter der Frustration liegen. Dieses Frustriert sein veranlasst dich immer wieder, nie genug zu haben. Niemals satt zu werden. Es entstehen Impulse, andere zu beschämen. Eifersucht, Besitzansprüche, Furcht, Schuld und Scham. 

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Beginne damit, schöpferische Einsamkeit wirklich zu leben, nicht jede Minute des Tages auszufüllen. Damit du dich selbst finden kannst. Wahre Unabhängigkeit und Individualität entwickeln wir Menschenkinder in einer sicheren Bindung an einen Erwachsenen. Vor allem entwickeln wir in einer sicher gebundenen Kindheit die Fähigkeit, uns auf andere Menschen einzulassen, ohne sich selbst zu verlieren.

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Lass dir in der stillen Winterzeit Flügel wachsen, lass dich tief ein, auf diese unbefriedigten und ungelösten Themen in dir selber, lass alles heil und ganz werden, denn der Frühling kommt bald. Jetzt ist die Zeit der Innenschau. Zeit, sich aus dem Alltag zurückzuziehen, zu schlafen und zu träumen.

 

Hekate, die Göttin der Wegkreuzungen wird dir in deinen Träumen begegnen: "In dunklen, mondlosen Nächten sitze ich mit meinen Hunden an den Kreuzungen, an denen sich drei Strassen treffen, an Kreuzungen, die ein Wahl erfordern. Alle Wege führen zu Kreuzungen und alle scheinen verlockend.  Doch du kannst nur einen gehen, du kannst nur einen wählen. Jede Wahl gebiert ein Ende und vor jedem Anfang steht ein Ende an einer Kreuzung. Welchen Weg wirst du wählen? Welchen wird du gehen? Welchen? Die Wahl liegt zwar bei dir, doch teile ich mit dir ein Geheimnis: Die beste Wahl ist, in die Leere zu gehen, die beste Wahl ist, sterben zu lassen, die beste Wahl ist, frei zu fliegen. Raufe dir nicht die Haare oder kritisiere dich für deine Unentschlossenheit, sondern schenke dir stattdessen liebevolle Zuwendung. Wenn du losgelassen hast, kommt plötzlich Klarheit, und sie zeigt dir, was zu tun ist. Umarme das Unbekannte. Egal, welche Wahl du triffst, sie wird dir eine Geschenk von unschätzbarem Wett bringen, das du auf deinem Weg zu Ganzheit gut gebrauchen kannst."

 

Fragen drängen sich auf und wollen endlich gehört werden.

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Wer und was gehört zu mir?

Wo komme ich her und wohin  gehe ich hin?

Was trägt und nährt mich und wurde ich getragen und genährt?

Wo bin ich vernachlässigt worden?

Wofür schäme ich mich und wer hat mich beschämt?

Trage ich Vorwürfe in mir?

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Vorwürfe blockieren dich und machen nichts ungeschehen. Nur im Vergeben, im Fortgeben, im Verzichten liegt die Heilung und die Kraft. Jetzt sollst du deinen Schatten begegnen und dafür gegebenenfalls Hilfe in Anspruch nehmen. Nun wer dem Dreck begegnet (der dir Shela na Gig überreicht), wird das Blühen im Frühling erleben. Nur wer immer wieder den Weg nach innen geht, hat genug Kraft für die Neuanfänge. Nach dieser Arbeit darfst du befreit in Mutter Erde absinken und nur noch an die ersten Lichtimpulse zu Wiederaufblühen warten (um Lichtmess).

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Dem Winter, ist auch das Reich der Ahnen zugeordnet, die den Weg dieses ewigen Sterbens und Werdens vorausgegangen sind. Lass dich von ihrer Weisheit begleiten.

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Im Winter treffen sich Geburt und Tod, in dieser Zeit werden ganz frühe Wunden in uns berührt. Nicht umsonst werden Menschen zu Weihnachten „rührselig“. Etwas klingt in ihnen an und sie tun gut daran, diesem nachzuspüren. Weihnachten, die geweihten Nächte haben tiefe, weit zurückreichende Wurzeln.

 

Die 12 heiligen Nächte, die Rauhnächte: Zeit, um zu raunen, zu flüstern, um Stille zu hören. Die Nächte von 24. Dezember bis zu 6. Januar stehen symbolisch für jeden Monat des vergangen Jahres.

An jedem dieser Tage kannst du räuchern und dir Gedanken darüber machen, was dir in den betreffenden Monaten alles begegnet ist. Die Fichte, die Tanne, Stechlaub und Harze, natürlich auch die Mistel als Luftwesen aber auch alle Sommerkräuter stehen dir mit Feuerkraft, stehen dir zur Verfügung. Tannenbart gibt  dir das notwendige Heimatgefühl und die Geborgenheit, um diese Zeit zu überstehen und die Wurzelarbeit leisten zu können.

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Wo bist du weit über deine Kraft gegangen?

Wo war etwas zu feiern?

Was gilt es zu betrauern?

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Was im Alltag nicht funktioniert, ist nicht heilsam.

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Dies alles ist an diesen heiligen Tagen zu tun: Trauern, abschliessen, loslassen, feiern, sagen, was schon lange gesagt werden sollte und dich mit Menschen treffen, die dich stärken und inspirieren.​ Du kannst auch Monatskekse backen, um täglich einen zu essen. - Einen Likör herstellen. Was auch immer stimmig für dich ist.​​ Lass dich nun in deine eigene, selbst gestaltete, herrlich, sinnliche, heilende Weihnachtszeit sinken.

Literaturnachweis

Wildes Weiber Wissen / Katharina Waibel

Hexenwerk / Ulla Janascheck & Elise Richer

Göttinnen Geflüster / Amy Sophia Marashinsky & Hrana Janto

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Imbolg

am zweiten Vollmond nach der Wintersonnenwend

Erste Lichtimpulse reichen bis zu den Wurzeln. Das Jahresrad beginnt wieder zu drehen.

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Aufwachen!

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Imbolg oder besser als Lichtmess bekannt, wird an einem Tag bei zunehmendem Mond im Februar gefeiert. Brigid weckt die Bäume, rüttelt und schüttelt an allem Alten und Erstarten. Die Samen werden geweckt. Reinigen und geniessen gehört in diese Zeit. Alles bekommt nun Wasser, Erstarrtes fliesst wieder. Die Frühjahrssonne taut Eis und Schnee, alles Leben regt sich wieder.

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Lichtmess – das Licht wird messbar mehr.

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Das Element Feuer löst das Element Luft des Winters ab. Feuerenergie heisst, für etwas brennen, Feuer und Flamme zu sein, zündende Gedanken zu haben. Alles ist nun schnell, inspirierend und überschiessend. Vom 25. November, dem Katharinentag, bis Lichtmess ist das Jahresrad angehalten („St.Katherin stellt das Tanzen ein“.Nichts dreht sich mehr. Alles kehrt sich nach innen.) Jetzt wird das Rad wieder angeschoben und endlich kommt alles wieder in Bewegung. Umso mehr, je intensiver du deine innere Arbeit geleistet hast.​

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Den zu Weihnachten geborenen Ideen wird nun Gestalt gegeben und neue Projekte werden gestartet. Von allem noch nicht Sortierten und nicht Bearbeiteten, kannst du dich nun endgültig verabschieden.

Es wird Zeit zu lüften – raus mit dem Wintermief.

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Im Lauf des Jahres begegnen uns immer wieder christliche Feiertage, die mit ihrer Symbolik genau in die vorherrschende Zeitqualität passen. Das tief verwurzelte Wissen der Menschen über die Zeitqualitäten, hat sich über all die Jahrhunderte erhalten. Bei der Christianisierung haben die Menschen ihre naturreligiösen Feiertage der neuen Religion angepasst – oder haben sie ihre alte Religion behalten? „Religio“ lateinisch übersetzt: "re" bedeutet  zurück, wieder, Abstammung und "ligio", eine Bindung, eine Verbindung.  Sorgfalt, zu lateinisch "relegere". Bedenken, achtgeben. Ursprünglich gemeint ist "die gewissenhafte Sorgfalt in der Beachtung von Vorzeichen und Vorschriften. die neue Religion sollte Wurzeln geben. Doch die Menschen hatten diese Wurzeln schon.

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Zu diesen Feiertagen um Lichtmess gehören:

Darstellung des Herrn, am 2. Februar, 40 Tage nach seiner Geburt, wurde Jesus in den Tempel gebracht – ein Reinigungsopfer.

 

Am 3. Februar wird in der katholischen Kirche der Blasiussegen erteilt. Mit zwei weissen Kerzen, quer übereinander – wie das Andreaskreuz, wird der Hals gesegnet. Der Hals als Dreher des Kopfes, griechisch „kyklos“ übersetzt: Der Kreis, der Zyklus, auch das Rad. Gesegnet wird das Lebensrad, das sich nun wieder zu drehen beginnt. Der hl. Blasius steht auch für die Winde, die nun kräftig gegen das Alte blasen.

 

Die Heilige Agathe aus Sizilien, am 5. Februar, „Hl. Agathe, die Gottesbraut, macht, dass Eis und Schnee nun taut“. Der Legende nach  wies sie die Brautwerbung des Statthalters Quintianus zurück. Daraufhin liess er sie verhaften und ins Bordell der Aphrodisia bringen, damit sie zur Unzucht verführt werden sollte. Da sie ihn nach dieser Zeit immer noch ablehnte, bewirkte Quintinianus ihre Verurteilung und liess ihr die Brüste abschneiden. Nach dieser Folter erschien ihr  nachts der heilige Petrus und pflegte ihre Wunden. Als man dies bemerkte, liess der Statthalter Agatha auf glühende Kohlen legen, wodurch sie starb. Etwa ein Jahr nach ihrem Tod brach der Ätna aus, und die Einwohner von Catania zogen mit dem Schleier der Heiligen dem Lavastrom entgegen, der daraufhin zum Stillstand kam.  Auf alten Darstellungen sehen wir Agathe mit einem Tablett samt ihren Brüsten darauf – Symbol der erwachenden Weiblichkeit. Backe zu Lichtmess Agatha-Küchlein. Verbinde dich mit Agathe, mit deiner sinnlichen, lustvollen, selbstbestimmten Weiblichkeit. Segne deinen Jahreslauf, du darfst dich ungestraft, allem nicht zu dir Gehörenden verweigern.

 

Agatha-Küchlein: 1 Kilo Weissmehl, 6 Deziliter Milch, 42 Gramm Frischhefe, 2 Teelöffel Salz und 100 Gramm Butter. Vermische alle Zutaten und knete ihn zu einem geschmeidigen Teig. Lasse ihn ruhen, bis er auf das doppelte Volumen aufgegangen ist und forme handgrosse Kugeln daraus. Lasse die Kugeln wieder etwas aufgehen, bestreiche sie mit Eigelb und lege jeweils auf je eine Kugel, eine Cocktailkirsche. Backe sie bei 180 Grad, goldbraun und schon hast du viele schöne Agathabrüste.

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Der Schutzpatron der Liebenden und der Freundschaft, der heilige Valentin, gefeiert am 14. Februar.

Der Geschichte nach, soll er als Priester Liebespaare trotz des Verbots christlich getraut haben und deswegen am 14. Februar 269 hingerichtet worden sein. Zudem habe Valentin den frisch verheirateten Paaren Blumen aus seinem Garten geschenkt.

 

Auch die Fasnacht als schöpferisches Chaos gehört in diese Zeit und damit das Erwachen neuer Ideen, neuer Liebschaften und neuen Lebens. Tanze, liebe und feiere und erwecke deine Ideen zum Leben, lass sie Gestalt annehmen. Stärke dich dazu mit süssen Brüstchen, am besten zusammen mit deinen Freundinnen. Falls ihr ein Feuer entzünden möchtet, wäre es gut, dieses von einem jungen Mann mit Feuerpfeil tun zu lassen.

 

Frischen Wind und Lust und Liebe wünsche ich dir.

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Literaturnachweis

Wildes Weiber Wissen / Katharina Waibel

Wilde Weiber Wünsche / Katharina Waibel

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Ostara

zwischen 19. und 21. März. Frühlings-Tag-Nachtgleiche

Auferstehung, Ostern, Sonnenaufgang des Jahres oder eben Frühlings-Tag-Nachtgleiche. Element Feuer – früher Morgen – Ostern – einatmen.

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Einatmen

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Tag und Nacht sind gleich lang. Einen Moment lang hält die Welt den Atem an, um dann, einzuatmen. Die Tage werden nun länger, die Nächte kürzer. Jetzt ist der Übergang von der Dunkelheit ins Licht.

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Träume und Visionen, Inspiration

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Symbolisch für diese Zeit stehen die Jungend und die Jungfräulichkeit im vorchristlichen Sinne von  Selbst bestimmter Weiblichkeit – keinem Mann angehörend. Der Frühling ist da. Der Frühling steht für die aufsteigende Energie, den Sonnenaufgang im Jahreskreis, den frühen Morgen. Es herrscht Aufbruchstimmung. Alles spriesst -  der Neuanfang steht mit frischer und kühler Luft bereit vor der Tür.

Die Energie des Frühlings lehrt uns, von dem Aufbau einer Gemeinschaft zunächst Verantwortung für uns selbst zu übernehmen. Selbstfürsorge und Selbstpflege, die Selbstwahrnehmung und sich selber kennen lernen, stehen im Vordergrund.

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Unbekümmerte Ichbezogenheit ist die Grundlage, auf der die sommerliche Beziehungsfähigkeit wachsen kann. Dazu gehört auch die Kosmetik – die kosmische Ordnung. Überschäumende Schönheit, einfach so, stell dir blühende Obstbäume und einen Wald voller Waldflieder vor. Schönheit um der Schönheit willen, nur für sich selbst, völlig ungeniert.

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Träumst du?

Hast du Visionen?

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Visionen und Träume gehören zum Frühling und zu allen Neuanfängen.

Du musst wissen, was du ernten willst, bevor du sähen kannst und sollst die Samen sorgfältig wählen.

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Trau dich, Unmögliches du denken – damit das Mögliche wahr wird!

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Inspiration gehört zum Frühling und vor allem das Feuer, der göttliche Zeugungsfunken, der alles Neue mit Feuerkraft wachsen lässt. Jetzt ist die Zeit, in der das Erstarrte schmilzt. Es ist Zeit der Reinigung und Entschlackung – der Frühjahrssturm wirbelt alles Alte auf und davon. Die Zeit, in der Empfängnis möglich ist, Zeit der Fruchtbarkeit.

 

Zwischen dem 19. und 21. März ist die Frühlings-Tag-Nachtgleiche. Am Sonntag nach dem darauf folgenden Vollmond wir Ostern gefeiert. Das grosse Fest der Fruchtbarkeit und der erwachenden Natur. Ostern: Der Göttin Ostara geweiht. Das Wort OSTAR, besteht zwei Silben der Runen OS- der Mund, der Schoss, die Erde und TAR – die Zeugung. Das neue Leben wird gezeugt. Eier gelten seit Menschen gedenken als Symbol der Wiedergeburt, vor allem rote Eier. In der Karwoche werden die Mysterien vom Tod und Auferstehung geehrt und gefeiert. Persephone, die Frühjahrsbraut, kehrt zurück, um den Frühling und den Sommer zu bringen.

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Persephone, die Tochter Demeters:

An einem schönen Frühlingstag wurde Demeters Tochter Persephone von Hades, dem Gott der Unterwelt, entführt. In ihrer Trauer und in tiefen Schmerz zog Demeter ihre Lebenskraft von der Erde zurück, und der Winter zog seine kalte Decke über das Land. Zeus selbst intervenierte und überredete Hades, Persephone zu ihrer Mutter zurückkehren zu lassen. Hades allerdings benutzte einen Trick. Er gab der Tochter, bevor sie zu Demeter zurückging, einen Granatapfel zu essen - Nahrung der Toten. Und niemand konnte zu den lebenden zurückkehren, wenn er davon einmal gegessen hatte. Persephone ass sechs Kerne dieses Apfels und durfte deshalb sechs Monate des Jahres bei ihrer Mutter leben, die anderen sechs Monate musst sie bei Hades in der Unterwelt verbringen. 

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Der Name Demeter bedeutet "das Tor zum Geheimnis des Weiblichen". Sie wurde früher von den Völkern in den heutigen Gebieten Griechenlands verehrt. Lange bevor die patriarchischen Gottheiten dominierten. Als Grosse Göttin ist Demeter bekannt als Begründerin des Ackerbaus und als Schöpferin von Gemeinschafsstrukturen. 

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Zum Frühling gehört das Feuer, zum Feuer das Kochen. Kochen ist Alchemie – das magische Wandeln von Nahrungsmitteln. Kochen ist ur-weibliche Hexenkunst, ein kreativer, magischer Prozess. Köstlichkeiten werden in den Kessel gegeben und nach einiger Zeit, mit Feuer und Wasser, entsteht etwas, das nährt und stärkt, tröstet und beruhigt, die Familie um den Tisch versammelt und allen die nötige Sicherheit gibt, um in die Welt hinauszugehen.

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Feuer sammelt Menschen um sich, bildet eine Mitte. Feuer entmaterialisiert, wandelt vom Grobstofflichen ins Feinstoffliche oder symbolisch den Winter in den Frühling. Feuer will mit Respekt behandelt werden und darf bei rituellen Festen nicht als Müllverbrennung benützt werden. Verwende immer gutes Holz und übergib dann dem Feuer, was einer Umwandlung bedarf – auch Symbole, die für Zustände oder Probleme aller Art stehen. Frühjahrsfeuer werden in vielen Gegenden angezündet, als Funken der Osterfeuer.

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Pflanzen des Frühling: Frühjahrskräuter reinigen und wecken - helfen Neues zu wagen. Alles, was reinigt – innerlich und äusserlich – dient auch der Schönheit. Alles was die Leber stärkt, dient der Entgiftung. Alle Frühjahrskräuter sind wahre Mineralstoffbomben, Mineralstoffe sorgen für eine stabile Haut, um gerüstet zu sein für die kommende stärkere Sonneneinstrahlung. Frühlingsfeuerpflanzen, in der Gründonnerstagssuppe gekocht, stehen für die jetzt notwendige Feuerkraft.

 

Löwenzahn, Gänseblümchen, Bärlauch, Giersch – das Schattenkraut, Brennnessel, Veilchen, Waldmeister für die Träume, Gundelrebe und die Triebspitzen vieler Bäume und Sträucher wie Holder, Weissdorn, Birke und Buchenlaub.

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Der Kräuter Neune“ – ein uraltes, seit vielen Generationen überliefertes Rezept:

Hole dir mindestens neun verschiedene Frühlingspflanzen. Zum Beispiel: Bärlauch, Giersch, Gundelrebe, Löwenzahnblätter, und –knospen, Sauerampfer, Wegerichblätter, Holundersprossen (solange sie noch weich sind). Die zerkleinerten Kräuter vorsichtig in der Gemüsebrühe köcheln. Püriere und verfeinere mit Sahne, so dass ein feines Süppchen daraus wird. Richte sie an mit Veilchen, Gänseblümchen und Schlüsselblumen. Und dann: Geniesse und lasse dich vom Frühling inspirieren.

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Frühlingssalz

Brennessel, Gundelrebe, Schafgarbe, Vogelmiere, echtes Labkraut und ein gutes Salz nach deiner Wahl (zum Beispiel Himalayasalz oder Schweizer Ursalz)

Schneide die Wildkräuter vor und fülle den Mörser ungefähr eins zu eins mit deinem gewählten Salz. Dann heisst es mörsern, bis ein feines grünes Gemisch entstanden ist. Im Backofen in einer Form bei nicht mehr als 60 Grad für zirka eine Stunde trocknen lassen. Umfüllen und die kleinen Gläser beschriften. Nun kann der Frühling in jede Speise einziehen.​​​​​

Literaturnachweis

Wildes Weiber Wissen / Katharina Waibel

HexenWerk / Ulla Janascheck, Elise Richer

Beltane

am 5. Neumond nach der Windersonnenwende

„Rausch, wilde Frau, rausch durch die Nacht,

zeig deinen Mut, zeig deine Macht.

Mutter Erde lebt, Mutter Erde lacht.

Flieg, wilde Frau, flieg durch die Luft,

zeig deinen Mut, zeig deine Lust,

Mutter Erde liebt, Mutter Erde ruft.

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Hochzeit von Himmel und Erde

 

Vieler Orts wird in der Nacht von 30. April zum 1. Mai der Beginn des Sommers gefeiert. Grosse Feuer werden entzündetet, die das Licht und die Sonne repräsentierten. Sie wurden auch dazu genutzt, um Unheil und Krankheit von Mensch und Tier abzuwenden. Dazu trieben Bauern ihre Viehherden zwischen den Feuern durch und Menschen sprangen zum Teil selbst über die Feuer.

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Der Sieg des Lebens über den Tod wird gefeiert; Der Beginn des Sommers.

 

Beltane ist das Fest der Fruchtbarkeit, der Vereinigung und der Zeugung. Nach dem Halbjahr der Kälte, der Entbehrungen, nach Hunger und Krankheit kommt nun das Halbjahr der Fülle. Die Zeit zum Säen und Neues durch Feuerkraft wachsen zu lassen. Zeit der Visionen, der Neubeginns, des weiblichen Wissens und der weiblichen Lust.

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In dieser Nacht wird die Hochzeit von Mutter Erde mit Vater Sonne gefeiert.

Durch ihre Vereinigungen entsteht das neue Leben in der Natur.

Durch die Feier der Liebe in der Natur werden alle neuen Naturkinder gezeugt.

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Es wird gelacht, getanzt, gejauchzt, getrauert, geweint,

viel geliebt und mit allen Sinnen gefeiert.

In dieser Nacht ist alles erlaubt.

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Ekelhaften Menschen werden Fenster und Türen ausgehängt – damit etwas Licht in ihre Köpfe kommt. Unterdrücker werden öffentlich genannt und mit den Verehrern, den guten und starken Liebhabern, die Lust gefeiert. Das ist die Nacht, in der vereinigt wird, was zusammengehört. Diese Nacht, ist seit Jahrhunderten eine Freinacht. Es ist die Nacht, um die eigene Macht zu erproben.

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Lerne zaubern – Gleiches zieht Gleiches an, Gleiches bewirkt Gleiches, glückliches Zusammensein zieht Glück an, verschwenderische Gelage ziehen den Reichtum an. Lustbarkeiten ziehen Lebenslust an. Rauschhafte – erotische Feste kennzeichnen die Frühlingsfeste in allen Kulturen. Dabei ritten die sogenannten Hexen zu Beltane nicht wirklich auf Besen durch die Lüfte. Der Ursprung des Mythos vom „Ritt auf dem Besen“ sind Zusammenkünfte, wie die auf dem Blocksberg. Dort haben sich Priesterinnen und Druiden getroffen und sich mit Hilfe sogenannter „Flugsalben“ mit halluzinogenen Wirkstoffen, mit der Göttin verbunden und in andere Sphären geschaut. Sie sind quasi durch die Dimensionen gereist – daraus wurde dann von der Kirche der Mythos der Hexe auf dem Besen, die Sex mit dem Teufel hat. Um dem „heidnischen“ Spuk ein Ende zu bereiten, griff die Kirche zu einem altbekannten Mittel: Sie schuf ein christliches Ersatzfest und widmete den Beltane-Tag der Walpurga, einer Äbtissin, die am 1. Mai heiliggesprochen wurde. Da der Name „Walpurga“ auch auf Walküren hinweist, haben die Menschen sich daran nicht allzu gross gestört. Noch heute kommen überall Menschen in der Walpurgisnacht zusammen.

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Wie der Teufel zur Gestalt des Geissbocks kam.

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In der griechischen Mythologie ist Pan eine faszinierende Gestalt, bekannt als der Gott der Wälder, der Felder, der Herden und der Hirten. Mit seinem halb menschlichen, halb ziegenartigen Aussehen verkörpert er die wilde, ungezähmte Natur und hat eine tiefe Verbindung zum ländlichen Leben. Pan ist berühmt für seine Flöte, die Panflöte, mit der er melodische Klänge durch die Wälder wehen lässt, die sowohl beruhigend als auch mysteriös sind. Seine Geschichten sind voller Abenteuer, Schabernack und einer unkonventionellen Weisheit. Pan wird oft mit einer Flöte in der Hand dargestellt, bekannt als Panflöte oder Syrinx. Diese wurde ihm zugeschrieben, nachdem er die Nymphe Syrinx verfolgte und sie sich zur Flucht in Schilf verwandelte. Aus Trauer fertigte Pan ein Musikinstrument aus diesem Schilfrohr an – ein Symbol für seine unerfüllte Liebe. Pans Persönlichkeit ist zweischneidig: Er kann sowohl für Harmonie sorgen als auch Furcht einflössen – letzteres vor allem durch seinen plötzlichen Auftritt aus dem Nichts, was den Begriff „Panik“ inspirierte oder wenn er in seiner im heiligen Mittagsruhe gestört wird.

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Das Christentum des Mittelalters allerdings übertrug die Darstellung des Pan auf den Teufel. So wurden aus Symbolen für Raisch und Lust, die Bockfüsse und Hörner Satans, und die einst so hochgeschätzte Ekstase, zu einem  verwerflichen Zeichen er Wollust. - früher Wohllust geschrieben. 

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Die himmlisch-paradiesischen Freuden der Walpurgisnacht wurden also in Folge der Christianisierung zum Hexensabbat.

 

Nach der vielen inneren Arbeit

brauchst du keine Angst mehr vor der eigenen Wildheit zu haben!

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Die Männer übernehmen das Maibaumaufstellen.  Das Aufrichten des „Baumes“ symblosiert die männliche Kraft, die die Erde - das Land befruchtet. In Österreich schenken noch heute junge Burschen ihrer Angebeteten einen Maien, ein Maiherz aus Holz oder einen kleinen Maibaum - einem bunt geschmückten Birkenast.

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So nutzt du die Energie von Beltane:

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Was willst du in die Welt bringen?

Was darf sich für dich im kommenden Sommer zeigen?

Willst du ein neues Projekt angehen?

Möchtest du deine Berufung leben?

Hast du Lust etwas ganz Neues in dein Leben zu holen?

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Werde dir über die eine Sache klar, der du künftig Priorität beimessen willst und dann, setze eine Intention. Wähle den Samen, aus dem etwas spriessen soll. Schreibe dir auf, was es ist und wie es sich zeigen darf.​

Entfache das Feuer und Empfange

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Das Feuer steht für Hitze und Sonne. Du kannst ein echtes Feuer entzünden oder ein inneres. Dein inneres Feuer kannst du entfachen, indem du die Schwestern Kreativität und Sexualität frei lässt. Plane für das Wochenende Dinge ein, die dir Lust bereiten oder bereite dir selber Lust – mit deinem Partner/ deiner Partnerin, mit mehreren oder alleine. Bist du alleine, arrangiere alles so, als ob du dich selbst verführen würdest. Mit dem Entfachen des Feuers setzt du die nötigen Energien frei, die nötig sind, um Dinge in die Welt zu bringen.

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Nimm dir Zeit zu empfangen. Nutze den Moment, in dem die Hitze des Feuers langsam nachlässt und lausche der Stimme in dir. Meditiere, beobachte das Feuer oder lausche deinem Herzschlag.

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Nimm dir Zeit und stell dir die Frage:

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Wie kann ich das Wachstum unterstützen?

Wie kann ich meinen Wunsch ins Leben bringen?

…und dann lausche.

Egal welcher Gedanke kommt, schreib ihn auf und wisch ihn nicht weg.

Vertraue deiner inneren Weisheit und Göttlichkeit.

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Es wundert nicht, dass der Mai ein Marienmonat ist. Frauen haben sich in diesem schönen Monat den weiblichen Aspekt Gottes bewahrt. Viele Heilpflanzen für frauenspezifische Probleme blühen im Mai. Jetzt kannst du ganze Frauenteewiesen entdecken.

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Suche das Waldmeisterlein, bereite eine Maibowle zu und lerne fliegen.

Ein Büschel Waldmeister einige Stunden trocknen lassen – Waldmeister entwickelt erste wenn er zu welken beginnt sein wunderbares Aroma. Dann in trockenen Weisswein legen. Du kannst dann noch mit Sekt aufgiessen oder es beim Weisswein belassen – zum Wohl und guten Flug.

Literaturnachweis

Wildes Weiber Wissen / Katharina Waibel

HexenWERK / Ulla Janascheck, Elise Richer

fuckluckygohappy.de

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Litha

zwischen 20. und 22. Juni zur Sommersonnenwende

Sommerenergie entspricht dem Element Wasser – Mittag- Süden, Vollmond im Jahreskreis

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Auf den anderen zugehen,

Kraft tanken am anderen und Kraft geben.

Der Sommer wird gleichgesetzt mit der Schaffenskraft,

der Schönheit, mit dem Höhepunkt der Kraft.

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Mittsommer, Weisse Nacht oder Johanni. Alle sind verbunden mit Litha, dem Fest zu Ehren des längsten Tages im Jahreskreis. Einatmen, nach aussen gerichtete Energie, Sonnenhöchststand, Mittag, die Lebensmitte, die Fülle, das Paradies. Wir feiern den längsten Tag und die kürzeste Nacht des Jahres. Die Erdgöttin ist schwanger mit all den irdischen Früchten. Wir befinden uns in einer sorglosen, von Fülle und Düften, schwangeren Zeit. Sang und Klang, Lust und Freude liegen in der Luft. Es ist die Zeit der heiligen Nacktheit – tanze nackt, mit Blüten bekränzt über eine Wiese, schwimme im Mondschein durchs samtene Wasser und lasse dich überraschen. Gott Pan wir jetzt aktiv - das männliche Prinzip mit seiner wilden Potenz.

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Mit den Frühlingsfeierlichkeiten konnten selbstbewusste Weiblichkeit und selbst bestimmte  Männlichkeit heranwachsen. Jetzt sind beide fähig, aufeinander zuzugehen. Der Sommer bewirkt eine Ausrichtung vom Ich zum Du. Dies ist die Fähigkeit, auf den anderen zuzugehen, Kraft zu tanken am anderen und Kraft zu geben. Der Sommer wird gleichgesetzt mit der Schaffenskraft, der Schönheit, mit dem Höhepunkt der Kraft. Auch die Kraft, dem im Frühling Gesäten Ausdruck zu verleihen, dieses zu nähren und wachsen zu lassen. Fruchtbarkeit, Wärme, Begegnungen, Feste feiern, Schwüle, Bergheuzeit, Erotik und Pflege von Beziehungen gehören in diese Zeit. Auch Verlieben, Erblühen, Entfalten – sich Entfalten in der Begegnung. In der wirklichen Begegnung, in der Polarität entsteht das Kinde – das neue Projekt –die neue Lebensweise, was immer du dir wünschst.

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Der Sommer (die Lebensmitte) unterstützt dich, die Visionen in deinem Leben umzusetzen, die Fülle in und um dich zu feiern. Es geht um die Emotionen, die tiefen Wasser in dir, die verspielte Unschuld, sich im Wasser aalen, sich tragen lassen und selbst nährendes, tragendes Wasser sein.

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Während des Eisprungs sich selbst etwas zurücknehmen, um sich in der Begegnung zu entfalten.

Weiblicher Impuls - Sommer und Winter: weiblich, blühend, emotional, zyklisch, lebensspenden, mit dem Tod vertraut.

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Männlicher Impuls – Frühling und Herbst: männlich, strahlend, hell und klar, überschäumend, Verantwortung tragen, Dankbarkeit, dem Intellekt zugeordnet.

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Wenn nach dem Frühlingsüberschwang eine junge Frau schwanger ist, leitet sie die Natur, ihr Körper, in die Sommerzeit – zu Mütterlichkeit und Erotik. Sie bekommt Zugang zu den nährenden und pflegenden Prinzipien und beginnt den Tod zu verstehen, denn der Sommer steht im Jahreskreis dem Winter gegenüber.

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Die schwere Aufgabe des jungen Mannes ist es, sich vom Frühling dem im Jahreskreis gegenüber liegenden Herbst zuzuwenden, das heisst: Lernen, Verantwortung zu übernehmen, dankbar zu sein und auch loszulassen und klärende Schnitte zu machen.

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Nur so bleibt er mit dem Frühling verbunden und ist für seine mütterliche, erotische Frau immer wieder ein frühlingshafter Liebhaber. Bewegt er sich mit seiner Frau in den Sommer, werden beide nährend und pflegend und verlieren die Energie der Walpurgisnacht. Ich wünsche beiden, dass sie sich diese bewahren können.

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Das Sommerparadies entsteht,

wenn selbst bestimmte, in praller Sinnlichkeit stehende Frauen

auf starke, mutige Männer treffen.

Jeder Kuss ist Wintervorrat,

jetzt ist die Zeit der vollen Erotik und der Sinnlichkeit.

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Sammle die Zärtlichkeit und die Begegnungen, denn in jedem Leben kommt ein Winter.

Du befindest dich am Sonnenhöchststand deines Lebens, in deiner Fülle, deine Erotik, deiner ganzen Eigenmacht, fähig, in Beziehung zu treten und Mütterlichkeit zu leben, Geliebte zu sein, ohne dich selbst zu verlieren.

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Das Wilde gehört ebenso zum Sommer, der Natur begegnen, innere und äussere Kraftplätze suchen.

Um gute Plätze oder deine Pflanze zu suchen, gehe achtsam durch die Natur, nimm Kontakt mit allen Wesen auf. Du findest genau die Pflanze, die dir in deiner Situation hilft - es ist noch lange nicht alles in Büchern geschrieben. Die Natur spiegelt dich selbst – schau auf den Wind, auf die Wolken, die Vögel, auf alle sommerlichen Begegnungen und stelle die Verbindung zu deiner Urkraft wieder her.

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Bete das Gebet der Liebe in der Natur, Gott Pan hilft dir gerne dabei. Im Sommer sind die Tore zur Anderswelt weit offen, wie zu Weihnachten. Es ist jetzt leicht, mit Naturwesen in Kontakt zu kommen – eine Zeit der Begegnungen, durch aufrichtige, mutige Beziehungen und wahre Berührungen.

Nur wer getröstet ist, kann Trost spenden.

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Am 24. Juni ist dem hl. Johannes dem Täufer geweiht. Alles, an der Darstellung des Hl. Johannes, erzählt dir vom Sommer – er wird als starker, sehr muskulöser junger Mann in einem Fellgewand dargestellt. Meist trägt er ein junges Lämmchen auf den Armen – weiss er etwas vom Frühling? Und er steht im Wasser (er tauft ja dann Jesus im Jordan). Johannes hat einen Bezug zum Seelenwasser des Sommers. Und dann muss er noch den Kopf verlieren- der Legende nach wird Johannes geköpft – er verliert den Kopf und gibt sich den Sommerfestlichkeiten hin.

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Als Speisen für dieses grosse Fest passen: Holunderküchlein, Rosenbowle, ein Picknick im Freien von überschwänglicher Fülle, tobe dich aus, mache Aufstriche und Bällchen aller Art, das ist ein rundes Fest.

Pflanzen diese Zeit: Alle Sonnenkräuter bringen Wärme und Kraft für Herz und Seele und wirken emotional stärken und heilend. Mädesüss, Johanniskraut, Arnika – die Seelentrostpflanze, Weissdorn für das Herz, Thymian, Origano, Dost, Wasserhanf, Muskatellersalbei, Ringelblume und alle mediterranen Küchenkräuter, Basilikum Bohnenkraut, Origano, Lavendel.​

Literaturnachweis

Wildes Weiber Wissen / Katharina Waibel

Lammas

am 8. Vollmond nach der Wintersonnenwende

Schnitterfest

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Zeitpunkt: Abnehmender Mond im August

Namen: Lamas, Lugnasad, Schnitterfest, Beginn der Ernte

Botschaft: Das Fest wird bei abnehmendem Mond im August gefeiert. Ein Fest der Dankbarkeit, der Fülle und der Reife. Es wird nun absehbar, wie viel und was geerntet werden kann. Die im Frühling geplanten Projekte (auch im Frühling des Lebens) sollten jetzt Früchte tragen, es beginnt das Loslassen.

Das Schnitterfest liegt im Jahreskreis gegenüber von Lichtmess, jetzt wird das Licht spürbar weniger – die liebensspendende Natur des Sommers geht über zu Sterben und Tod. Die erste Ernte wird eigefahren, Ernten bedeutet immer auch sterben.

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Ernten ist harte Arbeit, hat mit Schmerzen und mit Blut zu tun. Schlachten gehört zur Ernteenergie.

Ein Lebewesen, ob Pflanze oder Tier, muss sterben, damit wir überleben können.

Bartholomäus 24. August wird mit einem Messer in der Hand dargestellt und er ist der Patron der Bauern, der Winzer, der Hirten, der Gerber und Metzger und auch der Öl- und Kornhändler – die Attribute eines Schnittergottes?

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„Ich zeig der, wo der Bartli der Moscht hold“

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Ich zeige dir wie es geht, was dich erwartet. Ich zeige dir, wo es lang geht. Überzeugt sein, dass die Frucht aufgeht. Auch noch warten können, nicht alles sofort haben müssen.

Triefaufschub – (zeitliches Hinausschieben der Erfüllung eines Triebwunsches (der Begriff stammt von Sigmund Freud).

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Gehörst du zu den Glücklichen, die warten gelernt haben in ihrer Kindheit?

Kannst du die Vorfreude geniessen?

Oder musst du jetzt mühsam warten lernen?

Dich selbst in den Arm nehmen und warten lernen?

Nichts lässt uns so gut reifen, wie das Warten, das vertrauensvolle Warten. Mit Vertrauen darauf, dass du mit der Zeit doch noch alles bekommst und dass du überleben wirst , in Fülle und Schönheit.

Mit dem Triebwunsch verhält es sich wie mit den Kinderkrankheiten, als Kind sind sie gut zu überstehen, als Erwachsene leiden wir furchtbar daran.  – lerne warten und werde gesund!

Du kannst  nur ernten, was du gesät hast.

Hast du die Samen sorgfältig gewählt?

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In vielen Kirchen werden an diesem Tag Kräuterbüschel geweiht – wird immer noch der Schnittergott geehrt und begrüsst.

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Wir feiern ein erstes Erntedankfest am 15. August, Maria Himmelfahrt, Kräuterweihe, Beginn der Frauendreissiger (Beginn der intensiven Heilpflanzensammeltage 15. August bis zum 15. September). Denke beim Sammeln immer daran, dass die Pflanzen dir ihre Heilkraft zur Verfügung stellen. Eine Haltung der Achtsamkeit und der Dankbarkeit ist beim Heilpflanzensammeln angebracht. Achtlos zusammengeraffter Tee hilft nicht viel und schadet der Natur. Ausbeuten bedeutet dich aus. Tee ist ein Heilmittel und es genügt eine Tasse zur Not zu trinken, für den Durst benötigt der Mensch Wasser.

Feiere dieses Fest des Warten - Lebens, der Geduld und der Dankbarkeit mit kräftigem rotem Wein (in grossen Kelchen) und mit Wildfleisch, mit den ersten Beeren, Holunder, Brombeeren und Heidelbeeren und den ersten Äpfeln, backe wieder einmal Brot und lade Menschen dazu ein, die mit dir warten können.

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Alter überlieferter Kräutersegen:

Damit werden und wurden die zur Kirche gebrachten Kräuterbüschel geweiht.

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Allmächtiger Gott der Menschen,

Urheber allen Heils und alles Gesundheit

Du Arzt für Leib und Seele,

in unerforschlicher Weisheit.

Hast du eine Fülle von Pflanzen

Als heilbringende Medizin für die Kranken geschaffen.

Wir bitten dich,

erfülle diese Kräuter, die du erschaffen hast, mit deinem Segen,

und jedem Kranken, der sie braucht.

Seien sie Arznei für den Leib und Kraft für die Seele,

auf das der dir Krank abstatte.

Und alle Geister loben dich allmächtiger Schöpfer.

Wildes Weiber Wissen / Katharina Waibel

Wilde Weiber Wünsche / Katharina Waibel

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Mabon

zwischen 22. und 24. September zur Herbsttagnachtgleiche

Die Herbst-Tag-Nachtgleiche steht für Sonnenuntergang des Jahres.

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Jetzt ist die Zeit,

um mit dem tiefen, inneren Wissen

in Berührung zu kommen.

Zurückblicken können und ernten,

was gesät wurde.

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Wiederum hält die Welt für einen Moment den Atem an – um dann aufzuatmen. Tag und Nacht sind gleich lang, nun werden die Nächte immer länger. Zum Herbst gehören die absteigende Energie, der Sonnenuntergang, der Abend, beginnendes Alter, beginnende Weisheit, Wehmut und Abschied und das Element Erde. Jetzt ist die Zeit, um mit dem tiefen, inneren Wissen in Berührung zu kommen.

Zurückblicken können und ernten, was gesät wurde. Die Magie gehört in diese Zeit, man kann weit sehen, schon in andere Welten hinüber. Denke an einen strahlend hellen Herbsttag, an dem du bis weit über den gewohnten Horizont hinaus siehst. Bergspitzen kann man sehen, die den ganzen Sommer nicht sichtbar waren.

Jetzt ist der Übergang vom Licht in die Dunkelheit. Alles ist da. Viel Arbeit, Fülle, Reichtum, bunte Farben und Chaos. Chaotische Energien, die Zerreissproben - das Gefühl, vor lauter Arbeit nicht mehr fertig zu werden und alles auf einmal machen zu mässen. Chaos und die Verrücktheit sind herbstliche Energien. Jetzt erwachen der Sammeltrieb und die Zwanghaftigkeit und die Fähigkeit, die Ordnung darunter zu sehen und wieder herstellen zu können. Nur wer Notweniges vom Überflüssigen unterscheiden kann, wird nicht verrückt. Verrückt – der Welt entrückt ist oft notwendig, um zu all den langen Schatten zu gelangen. Jetzt ist die Zeit, um tief zu graben, um zu den eigenen Wurzeln zu finden.

 

Jetzt musst du sortieren.

Was ist gut für den nährenden Winter?

Was kostet nur Kraft?

Was nährt dich?

Was kann Leben erhalten?

Was verdirbt?

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Sortieren setzt Entscheidungen voraus.

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Verantwortung für die eigenen Taten übernehmen, unterscheiden von Gut und Böse. Jetzt musst du klare Schnitte setzten und brauchst Voraussicht und Mut. Im Frühling und Sommer stehen unschuldiges Tun im Vordergrund, jetzt musst du Verantwortung übernehmen. Loslassen, was überlebt hat und weh tut, was krank macht und sterben muss. Sterben lassen können!

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Herr: Es ist Zeit. Der Sommer war sehr gross.

Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren und auf den Fluren. - Lass die Winde los.

Befehle den letzten Früchten voll zu sein. Gib ihnen noch wie südlichere Tage,

Dränge sie zur Vollendung hin und jage,

die letzte Süss ein in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr

Wer jetzt allein ist, wird es langen bleiben.

Wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben

und wird in Alleen hin und her unruhig wandern, wenn die Blättern treiben.

Rainer – Maria Rilke

 

Männer müssen nun vom Herrscher und Jäger zum Lehrer, Priester und Mystiker werden, Ernährer von Geist und Seele sein. Sie kommen in ihrem Herbst mit ihrer Emotionalität und Betroffenheit in Berührung und müssen sich neu definieren. Sie geben den harten, stählernen Körper auf und wissen noch nicht, wie sich das Weichere, Verletzlichere anfühlt. Sie müssen loslassen, ohne zu wissen, was sie dafür erhalten. Den Jägeraspekt zu behalten, würde den Zugang zur Weisheit des Alters verschliessen.

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Frauen, die den Schritt ins Alter scheuen, werden nörglerisch, hart, boshaft und neidisch auf jüngere Frauen.  Frauen müssen Kraft und Klarheit erlangen, um die gütige Weisheit des Alters zu entwickeln. Die Kraft des Körpers muss zu Kraft des Geistes werden.

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Den Körper gegen die grosse Güte und Weisheit des Alters einzutauschen, ist sehr schwer

in einer so körperbetonten Gesellschaft.

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Mit den heissen Föhnstürmen des Herbstes, den Wechseljahren, bekommen Frauen allmählich Zugang zu ihren männlichen Anteilen - zu den Aggressionen. Die Frau mit dem Zugang zu ihrer männlichen Seite entlässt die Kinder in ihre Verantwortung und legt Bürden und Lasten ab. Sie nimmt die Last von den Schultern ihres Partners. Er muss nicht mehr stark sein - sie ist es selbst. Von seinen Lasten befreit, kann er nun ganz er selbst sein. Und seine Wünsche und Bedürfnisse erfüllen. Das Ergebnis sind starke, weise und vor allem freie Frauen.

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Jetzt brauchst du viel Mut zur Veränderung.

 

Es gibt nichts mehr zu beherrschen und jeder muss, lernen, mit seiner Freiheit umzugehen. Wie bei den Jugendlichen in der Pubertät, ist es erneut ein grosser Übergang und auch hier bekommen die Menschen wenig Unterstützung. Doch die Gesellschaft braucht weise an Innenleben reiche Menschen die wiederum die Gesellschaft nähren können.

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Frauen und Männer geben alles auf, wofür sie geliebt wurden. Alles, worüber sie sich definiert haben und erfinden sich neu. Verpflichtungen und Verantwortung müssen abgebeben werden. Die Lasten übernehmen nun ja die neuen Erwachsenen.

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Lebe die Verrücktheit des Alters. Spüre die neue Leichtigkeit. Du bist niemandem mehr Rechenschaft schuldig. Jetzt kannst du deine Aufmerksamkeit der geistigen Welt zuwenden, du hast in deinem Sommer mächtige Wurzeln entwickelt, die dich vor jedem Abgehobensein schützen werden. Jetzt kannst du den Himmel berühren, ohne den Kontakt zur Erde zu verlieren und Unendlichkeit erfahren. Es gibt ihn, den würdevollen Weg in das Alter, für Männer und für Frauen. Doch gehen muss ihn jede und jeder selbst.

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Pflanzen des Herbstes:

Kräftigende Wurzeln, Meisterwurz, Engelwurz, Blutwurz, Enzianwurzel und Baldrian.

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Wurzeln greifen tief in Geschehen ein. Ändern tiefe Strukturen und bergen in sich die Kraft eines ganzen Sommers. Wurzeln kannst du bei dir tragen. Nicht alles musst du einnehmen. Alle nahrhaften Wurzelgemüse stärken die Menschen in dieser kräftezehrenden Zeit. Sellerie, Rande und Kartoffeln.

Nüsse braucht der Mensch, wenn er einiges zu knacken hat.

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Wacholder als Tee und später als Räucherwerk gibt schützende Kraft. Er gilt als Weihrauch der Alpen.

Und die Beeren stärken deine Abwehr, für die nahende kalte Zeit – Heidelbeeren, Brombeeren und vor allem Preiselbeeren.​

Wilder Weiber Wissen / Katharina Waibel

Wilde Weiber Wünsche / Katharina Waibel

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